Natur und Nostalgie ’16

Ausflug mit unseren französischen Freunden

„In diesem Jahr sind die Franzosen dran“. Was wie eine Drohung oder zumindest eine sportliche Ansage klingt, ist für Eingeweihte das Signal für eine besondere Exkursion. Denn seit vielen Jahren ist es üblich, dass die Eitorfer und ihre Freunde aus der nordfranzösischen Partnerstadt Bouchain sich wechselseitig zu einem Überraschungsausflug einladen.

Soviel war im Vorfeld durchgesickert: Es sollte an die Somme gehen. Exakt 100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg? Aber die Befürchtungen bestätigten sich nicht. Wir sahen keine Schützengräben und Kriegsschauplätze, sondern erlebten Natur und Nostalgie. Und wie immer viel Gastfreundschaft. Dass wir dabei lebten wie Gott in Frankreich, war eigentlich nur für die Neuen eine Überraschung. Denn es gibt sie: Eitorfer, die auch nach 40 Jahren Städtepartnerschaft zu uns stoßen und sich an den Besonderheiten dieser gelebten europäischen Freundschaft erfreuen. Dass Christoph auf der französischen Seite als Vorsitzender der „Amis d’Eitorf“ in die großen Fußstapfen seiner verstorbenen Mutter Malou tritt und die Rolle perfekt übernehmen konnte, zeigte sich bei dieser Fahrt.

Doch der Reihe nach. Freitags abends trafen die meisten Eitorfer mit ihren Fahrzeugen in Bouchain ein und bezogen Quartier bei ihren Gastfamilien. Längst sind aus diesen Übernachtungsmöglichkeiten echte Freundschaften entstanden. Im historischen Rathaus wurden wir empfangen. Natürlich floss der Champagner und es gab Ansprachen und Leckereien.3 Dejeuner (06)

Doch nicht zu lange, denn am nächsten Morgen, punkt 8, sollte der Bus an der Esplanade Charles de Gaulles starten. Und so war es auch. Inzwischen waren noch einige Nachzügler aus Eitorf zu uns gestoßen und so starteten wir bei gutem Wetter durch die hügelige weite Landschaft der Picardie vorbei an Amiens, an die Mündung der Somme. Aufgrund des starken Tidenhubs, der schwereres Sand- und Salzwasser in das Mündungsbecken der Somme spült, ist hier eine ganz besondere Landschaft mit einer vielfältigen Fauna entstanden. Man kann Robben beobachten und in einem Museum lernten wir hunderte Vogelarten in ihrem natürlichen Umfeld kennen.4 Cap Hornu (2)

Aber wir wären ja nicht in Frankreich gewesen, wenn sich dem nicht ein vorzügliches Menü angeschlossen hätte. Derart gestärkt steuerte unser Bus einen alten nostalgischen Bahnhof an. Nicht nur die Herzen der technikbegeisterten oder nostalgischen Teilnehmer schlugen höher, als wenig später mit Fauchen und Zischen eine historische Dampflok einen langen Personenzug anschleppte. Begeistert erlebten wir mit, wie mit beeindruckendem Dampfausstoß die Lok abgekuppelt wurde, auf dem Nebengleis an uns vorbeidampfte und schließlich an der anderen Seite des Zuges wieder ankoppelte. Und schon ging es im gemütlichen „Blumen pflücken verboten“-Tempo durch die weite Küstenlandschaft, vorbei an Zugbrücken, Yachthäfen und winkenden Passagieren eines ebenso nostalgischen „Gegenzuges“.5 Train (14)

So erreichten wir Saint-Valery und erkundeten auf eigene Faust die mittelalterliche Stadt, dort wo die Somme in den Ärmelkanal mündet und 1066 Wilhelm der  Eroberer nach England aufbrach. Französische Maler und Schriftsteller, aber auch Heinrich Böll ließen sich hier inspirieren. Wir natürlich auch. Hier konnten wir auch miterleben, wie „unsere“ Lok auf eine Drehscheibe manövriert wurde, um dann wieder loszudampfen. Nach so vielen Erlebnissen und einer gebührenden, flüssigen „Collation“ im Bus, tauschten wir unsere Eindrücke aus. Doch irgendwann wurde es ziemlich still… So kamen wir ausgeruht wieder in der alten Festungsstadt Bouchain an und wurden in einem ehemaligen Schlachthaus köstlich bewirtet. Es gab einen Aperitif… und noch einen Aperitif… dann folgten bis Mitternacht „charcuteries“ und ein reiches Buffet bis hin zu köstlichen Desserts. Den Abschluss bildete ein Digestiv und noch ein Digestiv…

1 Mairie (09)

Den Sonntag nutzten viele, um sich noch für zu Hause mit französischen Spezialitäten einzudecken, ehe es auf die Heimreise ging. Und im nächsten Jahr sind die Deutschen dran.

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