Bouchain, „Bützchen“ und belgisches Bier

Städtepartnerschaft zu Gast bei Freunden in Frankreich

Bützen im Morgengrauen? Nein – nicht bützen- „la bise“: 4 mal: linke Wange, rechte Wange, linke Wange, rechte Wange.  In Frankreich die klassische Begrüßung unter Freunden. Damit begann auf der Esplanade Charles de Gaulle der offizielle Teil der Überraschungsfahrt, zu der unsere Freunde aus Bouchain uns eingeladen hatten. Bereits am Freitagabend waren die Eitorfer in Fahrgemeinschaften in der Partnerstadt angekommen, hatten dort bei „ihren“ –meist angestammten Familien übernachtet und bestiegen nun frohgemut und voller Tatendrank den komfortablen Bus. Durchgesickert war, daß wir in diesem Jahr ein Ziel im benachbarten Belgien ansteuern würden und tatsächlich ging es ein gutes Stück auf der Autobahn zurück, die wir am Vorabend in der anderen Richtung benutzt hatten. Das Ziel aber hatte es in sich: Dinant, eine Stadt im zerklüfteten Tal der Maas, wo mächtige Kalkfelsen den Fluß überragen, eine Festung von V

 

auban das Tal und eine der seinerzeit seltenen Brücken über den bedeutenden Nebenfluß des Rheins und eine malerisch von einem Zwiebelturm gekrönte aber sonst gotische Kirche beherrscht.  In einer meisterhaften Fahrleistung brachte unser Busfahrer uns hinauf auf die hundert Meter über der Maas liegende Anlage. Ein lebhafter (glücklicherweise aus unserer Gruppe simultan übersetzter Führer) schilderte uns die wechselvolle Geschichte. Wir erlebten wie die Soldaten dort untergebracht waren, konnten quasi unter der bedrohlichen Apparatur erfahren warum man einem Vatermörder vor der Exekution auf der Guillotine noch die rechte Hand abhackte und konnten den Grauen der Schützengräben des ersten Weltkriegs nacherleben. IM Gedächtnis bleiben wird sicherlich der Nachbau eines Unterstands, der durch einen Bombentreffer in Schieflage geraten war. Jedes Gefühl von Gleichgewicht geriet durcheinander es war kaum möglich aufrecht zu gehen oder sich zurechtzufinden. Zur Belohnung gab es dann ein herrliches belgisches Mittagessen ehe wir mit der Seilbahn hinunter in die Stadt schwebten und den reservierten Ausflugsdampfer erreichten, mit dem wir Stadt und Landschaft an uns vorbeiziehen lassen konnten. Wie viele hundert Brauereien es in dem kleinen Königreich gibt ist wohl kaum zu ermitteln, eine kleine „Biermanufaktur“ hatte Christophe Gobrecht und sein Team in der Nähe ausfindig gemacht. Nach einer Führung lernten wir dort helle, dunkle, teils mit Ingwer und Koriander verfeinerte Spezialitäten kennen. Zurück in Bouchain durfte ein besonderes Abendessen nicht fehlen. Dabei kamen die beiden Bürgermeister Ludovic Zientek und Rüdiger Storch überein, daß es ein „Partnerschaftslied“ mit einem gleichzeitig deutschen und französischen Refrain geben sollte. Ein anwesendes Chormitglied „übernahm“ den Auftrag und so soll bereits zum Bouchainer Weihnachtsmarkt die Uraufführung stattfinden.

Den Sonntag verlebten wir bei unseren Gastfamilien. Und weil gerade an diesem Sonntag in Bouchain ein neuer Pfarrer eingeführt wurde (der von den jeweiligen Ortsbürgermeistern 16 Schlüssel der jeweiligen Kirchen erhielt), durften ein Gruß aus und eine Einladung nach Eitorf nicht fehlen.

Warum Städtepartnerschaft? In Zeiten von Internetbuchungen kann man doch einfach so über die Grenze fahren, irgendwo ein Hotel oder ein Hostel buchen und angeblich Land und Leute kennenlernen. Wirklich? Wir denken, es ist schon etwas anderes wirklich ins Land zu kommen, wirklich in einem Haus und in einer Familie aufgenommen zu werden und dort Freunde zu finden. Diese Chance sollte sich niemand entgehen lassen. Im nächsten Jahr werden unsere französischen Freunde bei uns sein und wir werden die Überraschungsfahrt organisieren. Bis dahin haben wir uns aber gegenseitig noch einige Male besucht. Beispielweise zum Bouchainer Weihnachtsmarkt oder zum Eitorfer Frühling.

Bild: Unsere Gruppe vor der „Brauerei- Manufaktur“.